Information an alle:Abschied von St. Pius


Ein letztes Mal Gottesdienst an St. Pius – Rund 200 Christinnen und Christen kamen am Samstag, den 05. April 2025 vor der Piuskirche zusammen, um von ihrer Kirche Abschied zu nehmen. Gemeinsam mit Weihbischof Robert Brahm, Dekan Peter Strauch sowie den Pfarrern Jörg Meyrer und Dr. Arno-Lutz Henkel wurde ein letzter Gottesdienst an St. Pius gefeiert. St. Pius gehört seit 2022 zur Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Ende des Gottesdienstes verlas Dekan Strauch das Dekret des Trierer Bischofs Stephan Ackermann zur Profanierung der Kirche. Damit verliert sie ihre Funktion als Gottesdienstort.
Am 01. Juli 1963 wurde die Pfarrei St. Pius gegründet, zwei Jahre später die Notkirche und am 23. März 1969 die Pfarrkirche feierlich eingeweiht. Nach 56 Jahren hieß es Abschied zu nehmen – ein Schritt, der niemandem leichtgefallen ist, wie Weihbischof Brahm betonte, der dem Gottesdienst vorstand und so auch die Verbundenheit des Bistums zum Ausdruck brachte.
Vielfältig waren die ausschlaggebenden Gründe. Länger schon stand die Sanierung des Daches an, allen voran die Flutschäden waren verheerend: In der Pfarrkirche stand das Wasser fast 3 Meter hoch. Obwohl das pastorale Team und verschiedene Gremien für einen Fortbestand der Piuskirche gekämpft haben, fand sich keine tragfähige Lösung: Investoren wurden gesucht, mögliche Konzepte wurden in Zusammenarbeit mit zahlreichen Trägern bedacht. Am Ende war die Profanierung der Kirche angesichts fehlender finanzieller Ressourcen unumgänglich.
Der Abschied tut weh; aber beim Abschied bleibt es nicht stehen, erklärte Pfarrer Dr. Arno-Lutz Henkel, der einen Raum für Erinnerungen an St. Pius eröffnete. Unterschiedliche Stimmen aus verschiedenen Gremien waren zu hören: Chor, kfd, Kinder- und Jugendarbeit – ein Spiegel des vielfältigen Gemeindelebens. Den Anfang machte Hans Probst: „Aus St. Pius sind in 60 Jahren 3 Priester hervorgegangen. Das soll mir erstmal einer nachmachen!“ Auf unterschiedliche Weise nahmen diese Seelsorger auch Anteil an der Profanierung: sei es durch ihre Anwesenheit, sei es auf schriftlichem Weg. Daraufhin betonte Annegret Müller-Henning die Bedeutung der Piuskirche als Heimat für viele: Selbst zugezogen, habe sie im Chor und in der Frauengemeinschaft bis heute tragende Freundschaften gefunden. Ähnlich ging es Andrea Ademes die auf die erfolgreiche Jugendarbeit in der Pfarrei blickte: „Diese Kirche ist ein Teil meiner Jugendzeit und meines Lebens, und ich bin dankbar für die Menschen dieser Gemeinde.“ Zahlreiche ehemalige Gruppen- und MessdienerleiterInnen nahmen ebenfalls Abschied von ihrer Piuskirche. Zuletzt blickte auch die Leiterin des Kindergartens Marion Krebsbach auf die gute Atmosphäre in und um St. Pius zurück: „Die Kirche war ein Teil des Kita-Alltags. Für die Kinder war sie ein Ort, an dem sie Gott begegnen konnten.“ Die Emotionen waren spürbar: Ein Großteil der Gottesdienstbesucher ließ in der Kirche seine Kinder taufen, manche wurden selbst dort getauft, gingen zur Erstkommunion, zur Firmung. Wieder andere haben in St. Pius geheiratet oder dort Verwandte zu Grabe getragen.
Diese Erinnerungen fanden ihre Entsprechung in der Lesung des Gottesdienstes, ein Text des Apostels Paulus über die Mitarbeitenden Gottes (1 Kor 3, 10-17): „Der Gnade Gottes entsprechend, […] habe ich wie ein guter Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter.“ Die Gemeinde St. Pius, das haben die Erinnerungen auf bewegende Weise gezeigt, baute auf ihre wortwörtliche Grundsteinlegung am 21. Juli 1968 auf.
Weihbischof Robert Brahm nahm in seiner Predigt Bezug auf diesen Gedanken: „Worauf kommt es an: Jeder, jede ist gefragt, es geht um Weiterbauen, nicht um ein Stehenbleiben – es geht darum, wie wir bauen.“ Und weiter: „Wisst ihr nicht, dass ihr die lebendigen Steine seid? Ihr seid Gottes Tempel, und der Geist ist da.“ In berührenden Worten machte Brahm deutlich, dass ein Gebäude aus Steinen letztlich nur ein Raum sei – das Entscheidende aber seien die Menschen, die ihn mit Leben füllen: „Die Menschen hier vor Ort – mit ihren ganz eigenen Lebensgeschichten – sie sind die lebendigen Steine dieser Kirche. Die Gemeinschaft ist vielfältig, mit allen Ecken und Kanten – und genau darin liegt ihre Stärke. Und Jesus sagt uns zu: Wo auch immer ihr seid – ich bin bei euch.“
„Wenn wir heute Abschied von dieser Kirche nehmen, ist das fast so, als wenn wir uns von einem lieben Menschen verabschieden müssen“, sagte Weihbischof Brahm. Allerdings, so der Bischof weiter, bleibe es auch bei einer Beerdigung nicht beim Abschied stehen, es gehe weiter.
Auch für die Piusgemeinde ging es weiter: In einer Prozession wurden die Reliquien, das Prozessionskreuz und ein Heiligenbild Pius X.‘ nach St. Anna in Bachem getragen. Dort fand Pfarrer Jörg Meyrer abschließende Worte des Dankes für die zahlreichen Ehrenamtlichen, die in der Vergangenheit in St. Pius gewirkt haben, für die Seelsorgerinnen und Seelsorger, die an St. Pius tätig waren und auf verschiedene Weisen Anteil an der Profanierung nahmen und für diejenigen, die diesen letzten Gottesdienst trotz allem Schmerz vorbereitet haben. Ein besonderer Dank galt auch dem Evangelischen Posaunenchor, der den Gottesdienst begleitet hat.